Montag 23.04.2012 beginn 20:00

WILLY MOON

Kantine am Berghain

  • Willy Moon Island Records
Willy Moon ist ein Crooner. Das erkennt man jetzt schon. Dabei ist er doch gerade mal 21 Jahre alt und hat nur eine Single draußen (ein Album soll in diesem Jahr folgen). Aber schon der Beat von »I Wanna Be Your Man« ist ungewöhnlich: Alan Lomax, der berühmte Musikforscher und Sammler, hat in den 30ern unter anderem auch so genannte Chain Gangs aufgenommen, also die aneinander geketteten Strafgefangenen. Moon wiederum hat aus den Aufnahmen die Schläge der Hämmer und Äxte herausgefiltert und dem Stück unterlegt. Das kann zwar als zynisch empfinden, hier sollte man es aber eher als Reminiszenz werten. Denn der in London lebende Neuseeländer, der auch schon Tage, Monate und Jahre in Berlin, Valencia oder Marokko zugebracht hat, hat seine Wurzeln in jeglichem Sound der jenseits von 1965 liegt. Das Stück klingt, als hätte man den Rock’n’Roll der Ära bevor die Beatles Acid entdeckten tiefgefroren und 45 Jahre später von einem HipHop-Produzenten im Laptop wieder auftauen lassen. Moons Stimme klingt, als höre man sie durch die Transistoren eines Grundig Teddy Boys. Getragen wird sie durch einen metallenen Bo-Diddley-Beat und die erwähnten Schläge. Moon mischt keine alten Sounds zu einem neuen. Er schmettert sie mit Wucht zusammen und schaut am Ende, was dabei herausgekommen sein mag. Der ganze Track scheppert blechern daher und ist nach knapp zwei Minuten wieder vorbei. Wie Moon allgemein die Kürze mehr liebt als Ausuferndes: »I don’t even read books anymore, just short stories.« Am Ende weiß man nicht, was aufregender ist: Die Musik oder dieser gut aussehende Typ mit dem langen Kinn in dem hellen Dreiteiler, der direkt einem Film noir entstiegen sein könnte. Selten kann man zusehen, wie eine neue Popikone entsteht. Bei Willy Moon ist es genau jetzt möglich. Einlass: 20 Uhr | Beginn: 21 Uhr | VVK über KOKA36 | Abendkasse 14€